Ablauf
Sie können jederzeit telefonisch bei uns Termine ausmachen.


Zum ersten Termin sollten Sie eine Heilmittelverordnung mitbringen. Die Heilmittelverordnung wird Ihnen bei Bedarf von Ihrem Arzt (Hausarzt, Kinderarzt, Phoniater, Neurologe, Kieferorthopäde...) ausgestellt und ist 10 Tage nach Ausstellung gültig. Die Therapie wird von allen gesetzlichen Krankenkassen übernommen.


Nach Vereinbarung des ersten Termins erfolgen üblicherweise die folgende Schritte:


Diagnostik
Die Feststellung der Diagnose erfolgt aufgrund eines umfangreichen Erstgespräches und gezielten Tests zur Einschätzung des Störungsbildes.


Beratung
Anhand der Diagnose geben wir Ihnen Tipps und Hilfestellung bezüglich der vorliegenden Problematik und zeigen Ihnen den für Sie geeigneten Therapieweg auf.


Therapie
Dann erfolgt Ihre individuelle Therapieplanung und -durchführung. In der Regel dauert eine Sitzung je nach ärztlicher Verordnung zwischen 30 – 60 Minuten. Gegebenenfalls wird Ihre logopädische Therapie durch interdisziplinäre Maßnahmen ergänzt.


Begleithund-Therapie
Die Anwesenheit von Hunden hat auf viele Menschen eine positive Wirkung. Der Hund kann sie entweder aktivieren und zur Kommunikation anregen oder aber er lässt sie ruhiger und konzentrierter werden. Der Hund ist in der Therapie also nicht nur ein Streichelobjekt, sondern dient genau definierten therapeutischen Zwecken. Die folgenden beiden Fallbeispiele zeigen, wie dies in der Praxis aussieht.

 

Fallbeispiele:


1. Hund als Brücke zum Kontaktaufbau
Der fünfjährige Lukas hat eine Sprachentwicklungsverzögerung und große Schwierigkeiten, sich zu artikulieren. Dass er nicht richtig spricht, ist ihm sehr bewusst und damit unangenehm. Sich von seiner Mutter zu lösen fällt ihm dadurch sehr schwer. Als Lukas in das Therapiezimmer kommt und da tatsächlich der vorher angekündigte Hund liegt, ist er begeistert. Freudig rennt er zu dem Tier, doch der Hund bleibt ruhig liegen. Wenn er jetzt aufspringen würde, könnte er Lukas verschrecken. Lukas schaut sich den Hund genau an: „Ein Hund!“, sagt er begeistert. „Darf ich den streicheln?“ fragt Lukas, „Klar!“ sagt die Therapeutin. Lukas kniet sich hin und streichelt den Hund. Seine Mutter hat er ganz vergessen. Schnell kommen die Therapeutin und Lukas über den Hund ins Gespräch. Da Lukas aufmerksam beim Hund ist, der sich über alles freut, was Lukas ihm erzählt, vergisst der Fünfjährige schnell, dass er nicht immer verstanden wird und lässt sich auf die Übungen und Spiele bereitwillig ein.


2. Sprechmotivator
Julia kommt bald in die Schule. Durch eine unangenehme Erfahrung in der Kindergartenzeit redet sie nicht mit anderen Erwachsenen, wenn ihre Eltern nicht dabei sind. Darüber hinaus hat sie Probleme im Satzbau und eine verkürzte Merkspanne für gehörte Sätze und Zahlen. Der Therapiehund bekommt vor Julias Besuch ein rotes Halstuch um. Als Julia den Raum betritt, wundert sie sich, dass der Hund ein Halstuch trägt. Die Therapeutin erklärt ihr, dass der Hund sich für Julia besonders schön gemacht hat und dass der Hund noch mehr Halstücher besitzt. Julia freut sich sehr darüber und möchte die anderen Halstücher gemeinsam ansehen. Zusammen mit dem Hund gehen Julia und die Therapeutin in ein anderes Zimmer, die Mutter wartet im Therapieraum auf Julia. Gemeinsam überlegen Julia und die Therapeutin, welches Halstuch auch schön wäre. Es werden Halstücher mit Schleifen und ein blaues Halstuch zum Anprobieren ausgewählt. Julia spricht ständig mit dem Hund und erklärt der Therapeutin ganz „nebenbei“ was sie so denkt und macht. Der erste Schritt mit Erwachsenen reden zu können, ohne dass die Eltern dabei sind, ist gemacht. In den folgenden Wochen verliert Julia ihre Furcht und auch ihre anderen Probleme lassen sich schnell beheben, sodass sie einen guten Start in der Schule hat.

3. Kindersprache
Kiara (Name geändert), 4 Jahre, wird von ihrer Mama in den Therapieraum gebracht. Sie darf sich sofort ein Spiel aussuchen und als Ritual ihre Mama noch bis zur Tür bringen. Kiara soll immer vorm würfeln einen kurzen Satz zu einem passenden Bild erzählen, dabei soll sie in ganzen Sätzen und auf die Vorsilbe beachten z.B. Gestern habe ich ein buch angeschaut. Nach dem Spiel darf sie Weingummischlangen Wettessen mit mir spielen und Gummibärchen auf der Zunge in den Mund balancieren, um die Mundmotorik zu stärken, wodurch Kiara insgesamt deutlicher werden soll. Um ihre nicht altersgemäße Merkfähigkeit zu trainieren, die wiederum auch sehr wichtig für den Satzbau ist, lege ich ihr Bildkärtchen von Tieren auf den Tisch und halte einen Sichtschutz zwischen uns. Dann muss Kiara sich drei Tiere merken, sie wiederholen und in die richtige Reihenfolge legen. Ich lege die Reihe genauso und am Ende kontrollieren wir. Dies wird mindestens 5mal wiederholt, damit ihre Speicherfähigkeit und Wortfindung verbessert werden. Zum Ende der Therapiestunde gebe ich der Mama noch dazu passende Hausaufgaben mit und erkläre was wir in der Stunde gemacht haben.
 
4. Aphasieologie, Apraxie, Dysphagie
Frau R. hatte einen Schlaganfall mit rechtsseitiger kompletter Lähmung (Hemiparese), sie versteht aber fast alles und kann auch noch gut lesen und Wörter mit ihrer linker Hand schreiben. Wir spielen heute zuerst Memory mit Bild- und Wortkarten, da sie sehr gerne spielt und dabei die Wörter oftmals sehr gut benennen kann. Dies motiviert die Patientin sehr. Danach machen wir Übungen, um die Beweglichkeit im Gesicht- und Mundbereich zu stärken, damit sie deutlicher artikulieren und auch schlucken kann. Anschließend arbeiten wir mit Arbeitsblättern, wo Frau R. Buchstaben oder Wörter einsetzten/schreiben und vervollständigen muss, um dann das ganze Wort zu sprechen. Oftmals gelingt es Ihr hier ein ganzes Wort oder auch einen kurzen Satz relativ verständlich zu artikulieren. Ihr Mann ist oft bei den Stunden dabei und möchte dies dann auch im Alltag umsetzen.


5. Falldarstellung Stimme

Herr F. ist 40 Jahre alt und von Beruf Versicherungsvertreter. In seiner Freizeit spielt er Fußball. Seit 2 Jahren leidet er unter zunehmender Heiserkeit, bis hin zur Stimmlosigkeit. Das Singen von einfachen Liedern ist kaum noch möglich. Die Belastungsfähigkeit der Stimme hat abgenommen, sein Leidensdruck ist hoch.

Verbesserung der Sprechatmung
Herr F. soll eine aufrechte Sitzhaltung einnehmen. Er soll seinen eigenen Atemrhythmus wahrnehmen, und dann mithilfe der Bauch-Flanken-Atmung gleichmäßig auf dem Laut /sch/ ausatmen. Dies soll er mehrmals wiederholen. Die Logopädin fragt ihn, ob er noch Geräusche bei der Einatmung wahrnehmen könne, und ob die Einatmung „wie von selbst komme“. Herr F. kann die Bauch-Flanken-Atmung und die reflektorische Atemergänzung nun auf Textebene weiterüben. Er liest einen kurzen Text aus einem Sportinterview vor. Hierbei soll er die erarbeitete Atemtechnik anwenden, und bei allen Satzzeichen eine Atempause einbauen. Im darauffolgenden Gespräch mit der Logopädin soll er dies ebenfalls versuchen. Dies fällt ihm aber noch schwer und er überzieht häufig seine Phrasenlänge. Es kommt zur Schnappatmung. Das Einhalten der Atemmittellage soll er im privaten Bereich, z.B. im Gespräch mit seiner Frau, üben.

Verbesserung des Stimmlippenschlusses und des Stimmklangs
Herr F. soll nun Summübungen mit sehr leiser und weicher Stimme durchführen. Die Logopädin erklärt den Übungsablauf und macht diese vor. Herr F. soll einen Ton summen und dabei Kaubewegungen durchführen, um mehr Resonanzweite zu bekommen. Nach einigen Versuchen wird der Stimmklang weicher. Nun soll Herr F. mehr Modulation in den Ton bringen und mit seiner Stimme „Wellenbewegungen“ nachmachen. Als ihm dies gut gelingt und seine Stimme nicht mehr „abbricht“, werden erst Wörter mit /M/ im Anlaut geübt. Musik, Mann, Maus, Mond etc.

Als der Stimmklang auf Wortebene klarer wird, werden Phrasen geübt:
Mehr oder minder; Morgenstund hat Gold im Mund etc.
Herr F. bemerkt, dass seine Stimme nicht mehr so angestrengt klingt und immer klarer wird.
Hierzu bekommt Herr F. eine Übungsanleitung mit nach Hause.
Außerdem soll er im Berufsalltag versuchen, mehr Atempausen zu machen und die Bauch-Flanken-Atmung einzusetzen.
In der nächsten Therapiestunde ist ein kleines Rollenspiel geplant.
Herr F. soll eine Beratung zu einer Hausratversicherung durchführen, um den Transfer des Geübten in seinen Berufsalltag zu ermöglichen.

Angewandte Therapieverfahren:
nach Coblenzer-Muhar; Froeschel; AAP nach Schürmann; etc.

Text:
- Martina Reidt –
staatlich anerkannte Logopädin

 

6. Stottern
Leo ist 3,5 Jahre alt und stottert seit einem halben Jahr. Die Eltern sind besorgt, weil L. im Kindergarten das Sprechen im Stuhlkreis vermeidet. L. möchte, dass das „blöde Sprechen“ wieder aufhört. Er zeigt mimische Mitbewegungen in der Symptomatik und häufiges „Steckenbleiben“( Blockierungen). Die Eltern sind besorgt und wissen nicht, wie sie sich bei längeren Stottersymptomen ihrem Kind gegenüber verhalten sollen.

Leo soll heute das lockere Pseudostottern (Froschhüpfen) auf Wortebene trainieren.

Die Logopädin zeigt Leo den großen Kuschel-Frosch, der nur Froschwörter essen möchte. Die Logopädin hat 10 Bildkarten mit einfachen Wörtern ausgewählt. Auf dem Tisch liegen nun drei Seerosenblätter, über die die Bildkarte in das Maul des Frosches gelangt. Die Therapeutin deckt die erste Karte auf:“ Ka-Ka-Ka- Katze.“ Die Karte verschwindet im Froschmaul. Nun ist Leo an der Reihe: „B-B-B Bus.“ Leo braucht noch Hilfe, um das Wort in Silben zu zerlegen. Deshalb wird das Froschhüpfen noch einmal gemeinsam durchgeführt: „BU-BU-BU Bus“ Prima Leo! Die nächsten Bilder kann Leo schon selbständig zum Froschmaul hüpfen lassen. In der Übungssituation gelingt es Leo, sich das Modell der Therapeutin „abzugucken“, ohne Anstrengung und selbstsicher zu stottern.

Eltern als Co-Therapeuten
Die Eltern von Leo werden in den Therapieraum geholt. Leo wird nun aufgefordert, seinen Eltern zu zeigen, wie der Frosch gefüttert wird. Dann sollen die Eltern den Frosch ebenfalls füttern und abwechselnd das Pseudostottern anwenden, so wie Leo (der Fachmann) es gezeigt hat. Dies soll nun zu Hause geübt werden. Dafür wird ein Froschbild kopiert und ein Futternapf dazu gestellt. Wenn Eltern und Kind abwechselnd 10 Bildkarten „gefüttert“ haben, bekommt Leo als Belohnung ein Gummibärchen in den Futternapf gelegt und darf dieses essen.

Leo soll das Pseudostottern auch vor anderen Personen durchführen.

In einem Therapievertrag mit dem Kind werden nun „Mutproben“ für die nächste Stunde erarbeitet. Wir malen eine Treppe. Auf den Stufen stehen nun die Personen, denen das Froschhüpfen von Leo gezeigt wird. Z.B. Oma-Opa- Freund Tim- vielleicht noch die große Schwester Nina. Leo soll mit seinen Eltern die Stufe der Treppe bunt anmalen, bei der das Pseudostottern schon geklappt hat. In der nächsten Therapiestunde soll Leo dann die bunte Treppe mitbringen, und wir schauen, wie viele Stufen er schon anmalen konnte.

Therapieansatz nach Dr. P. Sandrieser und P. Schneider: „Mini-Kids“ für Kleinkinder

„Therapieziel ist die Remission des Stotterns.
Gleichzeitig wird daran gearbeitet dem Kind und seinen Eltern einen gelassenen Umgang mit dem Stottern zu vermitteln und ein kontrollierbares Stottern zu etablieren, falls keine Remission des Stotterns erfolgt. In beiden Fällen ist die Entlastung der Familie die Grundvoraussetzung.“....
„Die älteren Kinder dagegen lernen das Pseudostottern in der Therapie durch strukturierte Übungen. Sie lernen auch echte Stottersymptome zu benennen, zu erkennen und schließlich zu verändern. Die Aufgabe der Eltern besteht darin, ihr Kind auf diesem Weg zu unterstützen und selbst einen gelassenen Umgang mit dem Stottern zu entwickeln, der es ihnen ermöglicht, die Umwelt des Kindes auf seine Bedürfnisse aufmerksam zu machen und ggf. verstärkende Faktoren zu verändern.“

Aus: Stottern im Kindesalte von: Patricia Sandrieser, P. Schneider